Vorwort
Bevor ich mit dem eigentlichem Review zum Final Fantasy VII Remake beginne, möchte ich die Gelegenheit nutzen und ein paar Worte sagen. Wie viele andere Fans da draußen, bin auch ich Final Fantasy VII Fan seit dem Tag, an dem es bei uns in Deutschland in Spiele-Zeitschriften (ja, damals war das noch nicht so mit dem Internet wie heute) angekündigt wurde und die ersten Fotos zu sehen waren. In all den Jahren hat sich bestimmt jeder mal vorgestellt, wie es wohl als PS2 und PS3 Spiel aussehen würde. Spätestens nach der Tech Demo für PS3 wussten wir, wie es aussehen könnte. Der FFVII CGI Film mit dem Titel Advent Children verstärkte die Vorstellung nochmal mehr. Dann wurde vor ca. 5 Jahren tatsächlich das Remake für die PS4 angekündigt und nun ist es soweit!
Doch eine Sache sollte die Fangemeinde schon bald spalten. Es wurde recht schnell bekannt, dass wir es hier mit einem Mehrteiler zu tun bekommen werden. Von da an teilten sich die Fans in zwei Lager auf. Die einen verteufeln sogar heute noch die Mehrteiler-Idee und nennen Square Enix sogar “geldgeil” und “unfähig ein einzelnes Spiel draus zu machen”. Der andere Teil der Fans sagt, dass es nach einem gewissen anderem Spiel, die beste Entscheidung ist. Die Rede ist von FFXV.
Lange Rede, kurzer Sinn, ist das Final Fantasy VII Remake mit der Story-Spielzeit (siehe weiter unten, es könnte für manche Spoiler bedeuten) quasi der Beweis dafür? Denn wir erinnern uns. Der Midgar-Part dauert im Original, wenn es hoch kommt, gerade einmal 5 Stunden. Das Remake (Teil 1), welches eben auch “nur” den Midgar-Part abdeckt, ist dagegen eine deutliche Steigerung. Ob das nun wirklich der richtige Weg gewesen ist, könnt ihr in diesem Review herausfinden.
Hinweis: Es wird nicht sonderlich auf die Handlung und Änderungen eingegangen um eventuelle Spoiler zu vermeiden.
Die Struktur des Spiels
Da es sich hier um den Anfang der Final Fantasy VII Handlung handelt, also etwa die ersten 15% des Originals, gibt es auch ein paar Einschränkungen. Die ganze Geschichte ist sehr stark linear aufgebaut, eine Sache, die wohl auch durch das Original entstanden ist. Habt ihr z. B. Sektor 5 verlassen, dauert es sehr lange, bis euch die Handlung erlaubt wieder zurückzukommen. Auch könnt ihr missionsbedingt nicht einfach nochmal in Reaktor 5 gehen, um zu leveln. Es gibt ein Kapitel im Spiel, dass euch die Freiheit gibt, nochmal einige Orte zu besuchen, doch auch das ist etwas aufgrund der Story-Ereignisse begrenzt. Das Positive an dem Ganzen ist: Die Geschichte wird sehr intensiv und ausführlich erzählt und zeigt wozu Square Enix im Stande ist, wenn man die richtigen Leute arbeiten lässt. Es gibt Rückblenden und auch Szenen, welche zeigen, was andere gerade so bereden. Mehr Einblick zu den Hintergründen von Avalanche mit eingeschlossen. Ein Punkt, der in letzteren Final-Fantasy Spielen schmerzlich vermisst wurde. Auch die ganzen neuen Szenen fügen sich gut in das Spiel ein. Einige wenige wirken aufgesetzt, wie die mit einem neuem SOLDAT. Diesen hätte das Remake nicht gebraucht. Dafür werden so gut wie alle bekannten Szenen aus dem Original mit Respekt behandelt. Es gibt alles was ihr kennt. Die Slums, den Wallmarkt (ein Highlight auch im Remake) und viele weitere bekannte Szenen, die ihr aus den Bildern entnehmen können. Also keine Angst, das Wichtigste ist im Remake vorhanden und mehr.
Mir ist bewusst, dass dieser Spielaufbau manche stören könnte. Dennoch sehe ich es als eine gute Entscheidung, um die Geschichte bis zum Ende vernünftig erzählen zu können, hier und da wird vielleicht etwas übertrieben, doch das macht meistens nichts aus. Wer das Ende bereits gesehen hat, dürfte mindestens 1 Fragezeichen über dem Kopf haben. Doch was es damit nun wirklich auf sich hat, wird die Zukunft zeigen. Da das Spiel viele Original-Punkte beinhaltet und diese oft eigene Kapitel sind, gehe ich inzwischen davon aus, dass wir insgesamt vier Teile erhalten könnten (reine Spekulation).
Ich kann dennoch sagen, ohne die neuen Inhalte zu spoilern, wer offen ist für Veränderungen, lieber eine gut erzählte Geschichte erlebt, anstatt in einer Open World die Handlung zu suchen, wird hier auf seine Kosten kommen!
Altes in neuer Pracht
Die visuelle Neugestaltung im Jahr 2020 ist mit das Highlight. Nie sah Midgar und die Slums schöner aus. Hin und wieder kommt es allerdings zum Nachladern der Texturen, bzw. zu Texturen, die einfach matschig bleiben. Digital Fondery will einmal herausgefunden haben, dass dies ein allg. Problem der Unreal Engine 4 auf der PS4 ist. Dennoch, dieses Spiel ist grundsätzlich wunderschön. Alleine der Blick nach oben, wenn ihr die Platte seht, ist beeindruckend und zeigt wie groß allein diese Stadt in der Theorie ist. Auch die Gegner in neuem Glanz zu sehen ist ein wahrer Augenschmaus wie auch der neu aufgelegte OST. Rein optisch hat Square Enix hier einiges erreicht. Vielleicht wird SE ja noch einen Patch bringen, doch aktuell (16.4.) ist noch kein Day-One Patch erschienen. Warum wissen wir nicht. Aktuell ist dieses Spiel das erste AAA-Spiel seit Jahren, dass nicht schon einen Day-One Patch und Weitere erhalten hat. Aufgrund der aktuellen Weltlage könnte es auch daran liegen, dass alle Mitarbeiter wegen des Coronavirus von Zuhause aus arbeiten. Wir müssen also abwarten, ob sich noch etwas tut.
Das Leid mit den Nebenaufgaben
Nebenaufgaben gehören heute zu jedem guten Spiel dazu. Auch das Remake hat 26 davon im Gepäck. Doch leider sind diese oft wenig spannend. Sie sind nett und es sind auch nicht ausschließlich Fetch-Quests, besonders sind sie dennoch nicht. Sie kommen immer dann vor, wenn es doch mal etwas ruhiger zugeht. Ihr könnt sie machen, um ein paar Gegenstände zu bekommen und um mehr über die Bewohner der Slums zu erfahren, doch wirklich viel verpasst ihr nicht, wenn ihr sie ignoriert und nicht alle Waffen haben wollt. Allerdings können Nebenaufgaben auch Mini-Nebenstorys auslösen. Es liegt also wie immer an euch. Dazu kommen noch die sogenannten Kampfberichte, von denen ihr insgesamt 20 machen könnt. Diese werden mit der Zeit recht wichtig, damit euch ganz besondere Materia nicht entgehen (siehe weiter unten). Diese könnt ihr nebenbei erledigen, da es sich dabei um Sachen handelt wie “Lerne alle 16 Waffen-Fähigkeiten”, oder so ähnlich.
Rundenbasiert war gestern
Eine der größten Neuerungen im Final Fantasy VII Remake dürfte das neue Action-ATB-Kampfsystem sein. Ihr kämpft in Echtzeit und haut immer schön auf die Gegner ein, oder aber ihr nutzt eure Zauber-Materia, bis die Mobs im Schockzustand sind (ähnlich wie in FFXIII) und versucht ihnen dann den Rest zu geben. Doch das allein reicht oftmals nicht aus. Wie auch im Original hat es das ATB-System ins Spiel geschafft. Etwas, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ihr wartet also, bis einer eurer zwei Balken aufgeladen ist und erst dann könnt ihr Aktionen wie Gegenstände, Zauber usw. ausführen. Die Sache ist, die ATB-Balken eurer Kameraden laden sich langsamer auf. Habt ihr es also eilig, müsst ihr zu den anderen Figuren wechseln und selbst kämpfen. Das Ganze hat den Vorteil, dass ihr nicht nur mit Cloud kämpft und somit schon fast gezwungen seid, ständig zu wechseln. Auch nutzen eure Kameraden nicht von selbst Zauber oder andere Dinge, auch das müsst ihr selbst auslösen. Das könnte bei manchen Spielern sauer aufstoßen, doch wer mehr wie nur eine Taste in den Kämpfen drücken möchte, kommt um den Wechsel und der selbst Ausführung nicht drum herum. Es gibt z. B. keine KI-Einstellung, bei der ihr sagen könnt, dass die anderen beiden immer Eis wirken sollen. Das Einzige, was ihr machen könnt, um nicht zu wechseln ist, über die L2 und R2 Tasten direkt die Befehle ausführen zu lassen. Dabei bleibt das Geschehen immer in Zeitlupe stehen und somit habt ihr genug Zeit zum Überlegen. Beherrscht man erst einmal das sehr spaßige Kampfsystem, erkennt man die taktischen Möglichkeiten. Es macht allerdings mehr Spaß dauernd selbst zwischen den Figuren Hin- und Her zu wechseln.
Wer es noch einfach haben möchte, nimmt den sogenannten Classic-Mode. In diesem müsst ihr nur die Charakter verwalten, alles andere läuft von selbst ab. Wir können diesen Modus aufgrund des geringeren Spaß Faktors nicht empfehlen. Ob ihr das neue Kampfsystem wirklich begriffen habt, merkt ihr spätestens im “Schweren” Modus (dazu später mehr).
Es gibt keinen Grund dem alten System hinterherzutrauern. Lasst euch einfach auf das neue KS ein.
Aufleveln, Waffenmodifikation und Materia
Im Original war das Aufstufen der Charaktere natürlich ganz klassisch. Ganz so ist es im Remake nicht mehr. Zwar steigert ihr euer Level weiterhin durch das Sammeln von EP, doch in diesem Spiel sind die Waffen und Materia etwas wichtiger. Ihr werdet im Verlauf des Spiels für jeden Charakter 6 Waffen erhalten können, welche ihr nach und nach aufwertet. Mit jedem neuem Charakter-Level, erhaltet ihr auch 5 WP (Waffenpunkte). Diese nutzt ihr, um eure Waffen zu verbessern. Das Ganze ist ähnlich wie das Crystarium in Final Fantasy XIII aufgebaut. Geht ihr in die Waffenmodifikation, wählt ihr die Eigenschaften aus, die ihr gerne hättet wie z. B. einen weiteren Materia-Slot, mehr TP usw. Somit ist es tatsächlich möglich die ersten Waffen auch am Ende vom Spiel noch zu nutzen, denn jede hat andere Vor- und Nachteile. Eine Sache die ich sehr begrüße. In anderen Spielen nimmt man immer die neuste Waffe, da diese oft stärker als die vorherige Waffe ist.
Wer das Original kennt, weiß, dass es im siebten Teil Materia gibt. Auch im Remake sind sie dabei, wenn auch nicht alle wie im Original (verständlich). Das System funktioniert ganz einfach. Ihr setzt die Materia in die Waffen und Ausrüstungs-Slots und levelt sie während des Kampfes durch das Erhalten von FP. Ein paar Materia haben sich verändert oder kommen nicht so häufig vor wie früher. Zum Beispiel gibt es kein richtiges “Alle” mehr, aber eine ähnliche Variante, allerdings nur 1x im gesamten Spiel. Auch gibt es nun eine Materia, mit welcher ihr eure ATB-Leiste schon am Anfang mit einem Balken aufgeladen habt. Doch keine Panik, Materia wie Feuer, Eis und Co. gibt es immer noch. Das Spiel hat also mehr Kult-Zauber, als so manch anderer Final-Fantasy Teil der Vergangenheit.
Summons/Esperbeschwörungen
Ja, auch diese sind schon im Remake dabei, zwar nicht viele, doch sie sind vorhanden. Die erste Summon-Materia bekommt ihr automatisch und die Zweite findet ihr. Gegen den Rest müsst ihr sogar über Kampfberichte kämpfen!
Wann kommen sie zum Einsatz? Hauptsächlich bei Bossen bzw. auch in den Arenen. Wirkt künstlich, doch sind wir einmal ehrlich, bei Trash-Mobs sind sie ja auch nicht wirklich nötig.
Alles nur gestreckt? Zu wenig Gegner?
Im Laufe des Spiels werdet ihr merken, dass die Kapitel lange Laufwege haben. Das Ganze könnte als künstliche Streckung gesehen werden, während es auf der anderen Seite mehr von allem zeigt. Auch werden diese langen Passagen oft dazu genutzt, um die Geschichte besser und ausführlicher zu erzählen, wodurch die Charaktere viel mehr Tiefgang erhalten.
Auch ein Punkt, der eher am Anfang so wirkt, sind die Anzahl der Gegner. Sprich, es gibt keine echten Farm-Spots zum Grinden. Schlimm? Nein. Warum? Ganz einfach, das Spiel ist so ausgewogen, dass ihr in der Regel auf “Normal” nicht wirklich grinden müsst. Ein wenig lenkt das Spiel zwar euren Level-Fortschritt, doch es fällt nicht sonderlich auf. Wenn ihr unbedingt grinden wollt, sucht euch im Kapitel, wo ihr seid, einen Punkt, wo die Gegner doch halbwegs respawnen. Spätestens ab einem bestimmten Kapitel gibt es ein Kolosseum, in dem ihr euer Level schnell steigern könnt, wenn ihr das unbedingt für nötig erachtet. Doch auch so nehmen die Kämpfe ab der Hälfte des Spiels in den Kapiteln zu. Also lasst euch nicht abschrecken, nur weil ihr in Kapitel 3 nicht auf Level 20 leveln könnt. Das Max-Level im Remake ist sowieso bei 50, weshalb ihr auch “gefühlt” wenig EP (Erfahrungspunkte) erhaltet. Was Square Enix durch einen Patch vielleicht noch ändern könnte, sind die erwähnten Respawn-Zeiten. Manchmal dauert es schon eine Weile, bis die Gegner wieder da sind.
Das Endgame Problem
Viele sind es gewohnt, dass es ein Endgame gibt. Das gibt es bedingt auch im Remake. Habt ihr das Spiel durchgespielt, könnt ihr über eine Kapitelauswahl alle Kapitel erneut spielen, um z. B. vergessene Schallplatten zu besorgen oder um verpasste Nebenaufgaben zu erledigen.
Das eigentliche Endgame soll allerdings die Möglichkeit sein, alle Kapitel nochmal auf “Schwer” zu spielen und hier liegt der Hund begraben. Dieser “Schwer” Modus grenzt schon an einem “Hardcore” Modus. Ihr werdet nämlich nicht nur mit deutlich schwereren Gegnern konfrontiert, sondern könnt im Kampf KEINE Gegenstände nutzen und die MP laden sich nicht an den Bänken wieder auf (Orte zum entspannen), lediglich durch herumstehende Kisten mit MP Heilung und durch MP-Entzug-Materia (in Verbindung mit einem Angriffszauber) könnt ihr eure MP etwas auffrischen. Das macht die Kämpfe nicht nur schwer, sondern verdammt schwer. Daher hätte SE den Modus eher Hardcore nennen müssen, denn auch die Bosse haben neue Mechaniken. Mit “Schwer” hat das Ganze daher nicht mehr viel zu tun. Schwerere Gegner und Bosse, ok, aber einem die Gegenstände und MP zu nehmen, grenzt schon an Wahnsinn. Schade, hier fehlt ein Schwierigkeitsgrad zwischen “Normal” und “Schwer”.
Somit gibt es auch nichts mehr, was man als Endgame bezeichnen könnte. Zwar gibt es eine handvoll neue Gegner in den Arenen, doch auch diese sind nur in diesem “Schwer” Modus zu bekämpfen.
Zu kurz?
Wie lange geht der wilde Ritt nun? Eine Frage, die sich viele stellen werden aufgrund des Punktes, wo das Spiel endet. Ich kann euch beruhigen. Es geht lange genug, selbst wenn ihr nur dem roten Faden (Haupthandlung) folgt. Auf “Normal” hat man eine ungefähre Zeit von 26 Stunden. Heißt, wer Nebenaufgaben und andere Spielereien außer Acht lässt und die Story Sequenzen NICHT überspringt. Das Ganze auf Berufung, wie lange der Original Midgar-Part ging. Was, wie bereits erwähnt, etwa 5 Stunden gewesen sind. Schaut man sich andere Action-RPGs an, gehen diese auch selten länger. Denn Fakt ist: Action-KS-Spiele spielen sich schneller im Vergleich zu Spielen mit rundenbasierten Kampfsystem. Um dieses mit den letzten FF-Spielen mal zu vergleichen: Ein anderes ging gerade einmal 15 Stunden, wenn man “nur” der Handlung gefolgt ist. Hier haben wir es “nur” mit dem Anfang eines Spiels zu tun, welches im Original nach bereits 32 Stunden durchzuspielen war (auch hier, wenn man rein der Handlung gefolgt ist).
Nehmt ihr dagegen alles mit an Nebenaufgaben, sucht dies und das, schaut in jede Ecke, müsst z. B. was in unseren Guides nachlesen, könnt ihr sehr wahrscheinlich auf eine Spielzeit von 40-50 Stunden kommen. Ich habe ziemlich genau 50h gebraucht, da ich eben auch ab einem Punkt viel gelevelt habe.
Hier geht es zu meinem MEINUNG zu Artikel.