Auf der E3 diesen Monat erst angekündigt, erschien am 25.6.2018 das neueste Abenteuer aus dem Life is Strange Universum von Dontnod. Dabei ist es eher eine eigenständige, kostenlose Demo, die Lust auf das bereits am 27. September erscheinende Life is Strange 2 machen soll (Episode 1). Ob das gelingt, erfahrt ihr hier in unserer Review.
Story
Da Captain Spirit an sich schon recht kurz ist, wollen wir hier nicht allzuviel zur Story verraten. Ihr spielt den neunjährigen Chris, und die Story setzt an einem Samstagmorgen im Dezember ein. Schnell bemerkt man, dass Chris ein sehr phantasievolles Leben hat. Alles um ihn herum besteht aus Superhelden, Superschurken und deren Kampf gegeneinander. Chris selbst ist der Anführer der Superhelden, Captain Spirit. Und so ist unsere erste Aufgabe natürlich direkt von großer Wichtigkeit: Wir müssen uns das passende Kostüm aussuchen!
Aber als erfahrene Life is Strange Spieler wissen die meisten von uns natürlich, dass der “Friede, Freude, Eierkuchen” – Schein trügt. Das bemerken wir zum ersten Mal in dem Moment, in dem uns Chris Vater etwas unsanft zum Frühstück “bittet”. Ohne viel zu spoilern sei hier gesagt: Die 2 leben alleine und Chris Vater hat ein großes Alkoholproblem.
Gameplay
Sofern ihr vorher Life is Strange oder Before the Storm gespielt habt, fühlt ihr euch hier direkt wohl. Ihr könnt alles frei erkunden und die Gegenstände mit denen ihr interagieren könnt sind stets markiert. Natürlich könnt ihr nicht die Zeit manipulieren, allerdings könnt ihr an gewissen Stellen (die Aktion ist mit einem gelben Blitz umrandet) eure Superheldenkräfte aktivieren, die aber (zunächst?) ebenfalls nur in Chris Phantasie existieren. Sobald ihr also euer Kostüm ausgewählt und das Frühstück hinter euch gebracht habt, beginnt das eigentliche Abenteuer. Chris hat sich einen Plan gezeichnet, auf dem alle Superheldenaufgaben eingetragen sind, die ihr an diesem Tag absolvieren könnt. Dazu müsst ihr das ganze Haus und auch alles drumherum erkunden. Hier wird für mich die erste kleine Schwachstelle des Spiels deutlich. Bis auf wenige Ausnahmen dieser To Do Liste hat man selten das Gefühl wirklich voranzukommen und mehr zu erfahren. Man kommt sich wortwörtlich wie das neunjährige spielende Kind vor, was einem jenseits dieses Alters schnell langweilen kann. Aber zum Glück schaffen es die Entwickler dann doch noch etwas Abwechslung zu erzeugen, in dem sie aus einem simplen Heizungsraum ein für Chris bedrohliches Monster erschaffen!
An dieser Stelle möchten wir euch gerne einen Tipp geben: Wenn ihr das Spiel vollständig auskosten wollt, dann weckt nicht euren Vater! Denn dann setzt auch schon das Ende des Spiels ein, bei dem es dann auch endlich Fahrt auf nimmt und einem das gute alte Life is Strange Gefühl nun vollends vermittelt: Man fühlt sich gefangen in der Welt. Zwar könnt ihr die Aufgaben auch noch durch ein “Spiel fortsetzen” im Anschluss weiter lösen, allerdings hat es zumindest mir persönlich etwas die Stimmung dazu genommen.
Was sich beim Erkunden natürlich viel finden lässt sind Anspielungen an die alten LiS – Teile. Zum Beispiel entdeckt man im Bücherregal ein Buch von Mark Jefferson, der uns noch als Kunstlehrer in Erinnerung sein sollte. Aber auch hier möchte ich euch nicht zuviel verraten, erkundet es auf die eigene Faust. Auch Anspielungen zu Life is Strange 2 soll es geben, aber dazu können wir natürlich noch nichts sagen, da müssen wir Wohl oder Übel bis September warten.
Technisch setzen die französischen Entwickler jetzt auf die Unreal Engine 4, was die Stärken des Spiels nochmal stärker machen: Detailliertere Mimiken und Gestiken verschärfen jetzt noch einmal das Wechselbad der Gefühle, welches man als Chris durchlebt. Auf der einen Seite erkennt man den Spaß den er hat wenn er seine Spielzeuge gegeneinander antreten lässt, aber darunter mischt sich immer wieder die Trauer, die durch seine Einsamkeit ausgelöst wird, und die Angst vor dem Leben mit seinem Vater. Wiedermal untermalt von wunderschöner, gefühlvoller und manchmal melancholischer Musik wird der Spieler zum nachdenken und mitfühlen gezwungen, was einem schnell sehr Nahe gehen kann.
Fazit (David)
Wer hier Life is Strange erwartet, bekommt Life is Strange mit all seinen Facetten. Allerdings hat man das Gefühl, dass alles ein wenig abgespeckt wirkt. Aber ich gehe davon aus, dass dies an der Demo und der kurzen Spielzeit liegt und man da im Hauptspiel wieder ne große Schippe drauf legen wird. Als Einstieg in eben dieses Hauptspiel ist Captain Spirit aber definitiv geeignet, und solte von jedem Fan und zukünftigem Fan gespielt werden!
Fazit (Roland)
Die gut gezeichneten Charaktere und die wunderschöne Kulisse haben mich sofort in den Bann dieser Life is Strange 2 Demo gezogen. Chris blühende Fantasie, mit der er in eine andere, oft auch gefährliche, Welt flüchtet hat mich oft zum schmunzeln gebracht. Aber sie zeigt auch, welch tiefen Ängste in ihm stecken. Auch wenn die Entscheidungen oft nicht sonderlich schwerwiegend wirkten, war es schön, mit Chris seine kleine Welt zu erleben. Ich sehe Life is Strange nach dieser Demo sehr optimistisch entgegen.
Fazit (Jenny)
Die Awesome Adventures of Captain Spirit behält den Charme von Life is Strange gleichermaßen treu und besticht durch ruhige Elemente, einem grandiosem Soundtrack sowie unzählige Interaktionen, die euch 1-2 Stunden auf jeden Fall beschäftigen werden. Meine Erwartungen bzgl. dieser neu gestarteten Reihe wurden auf jeden Fall erfüllt und meine Neugier auf neue Episoden von Captain Spirit deutlich geweckt. Für Life is Strange-Fans sowie Freunde von Telltale-Games ein absolutes Muss! 🙂