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Chocobo GP Review

Chocobo GP verschenkt sein vorhandenes Potenzial und steht im Schatten seiner Monetarisierung.

1999 wurde von Squaresoft das Spiel Chocobo Racing für die PS1 veröffentlicht und sollte mehr oder weniger eine Konkurrenz für Nintendos Erfolgs-Fun-Racer Mario Kart darstellen. Schon damals hat das aber nicht so funktioniert, wie man es sich vielleicht vorstellte. Es kam einfach nicht an den Meister der Fun-Racer heran. Ich selbst habe das Spiel damals nicht mal gekannt, das waren noch Zeiten ohne Internet und man erfuhr in erster Linie aus Spielemagazinen von neuen Spielen. Jedenfalls, wenn man sie regelmäßig gekauft hatte. Nun schreiben wir jedoch das Jahr 2022 und somit ist ein spiritueller Nachfolger (man könnte aber auch von einem Reboot sprechen) für Nintendo Switch erschienen. Richtig gelesen, für Nintendo Switch und sonst für kein weiteres System, ein grober Fehler, wenn man bedenkt, wie erfolgreich MK8 Deluxe ist, welches bereits einen Haufen neuer Strecken bekommen hat, wenn auch über einen Season Pass. Auf den anderen Systemen hätte man sich schon gefreut, mit den knuffigen Chocobos und anderen Charakteren aus dem Chocobo und Final Fantasy Universum über die Pisten zu flitzen. Doch ist das Spiel überhaupt sein Geld wert und wie ist das jetzt wirklich mit dem starken Fokus auf Monetarisierung? Natürlich ist das Spiel schon eine Weile auf dem Markt und eigentlich wollten wir mit dem Test warten, bis Square Enix was an der eben erwähnten Monetarisierung geändert hat (man gelobte vor kurzem Änderungen/Verbesserungen). Doch bisher hat sich nichts getan und ewig wollten wir auch nicht warten und somit starten wir auch mit dem Review. Wir fangen auch erstmal mit den eher positiven Dingen an.

Geschichtsmodus

Es kommt doch eher selten vor, dass Rennspiele bzw. Fun Racer eine Geschichte erzählen. Aus gutem Grund? Nun, sagen wir es mal so. Es schadet nicht, wenn auch solche Spiele einen Storymodus besitzen. Viel erwarten darf man allerdings nicht. Hier handelt es sich um eine kleine, wenn auch charmante und ab und an witzige Geschichte. Leider dient diese mehr als Tutorial und ist auch recht kurzweilig. Es wird erklärt, dass ihr beim Start, wenn die Zahl 2 erscheint, die A-Taste gedrückt halten sollt, um einen kurzen Boost zu erhalten. Als Nächstes wird gezeigt, dass mit der R-Taste gedriftet werden kann, wodurch ebenfalls ein Boost ausgelöst werden kann. Des Weiteren erfahren wir, wie es anderen Fahrern schwer gemacht werden kann zu gewinnen. Ähnlich wie in MK und Co. gibt es hier quasi “Eier” die ihr einsammelt und dadurch “Power Ups” erhaltet wie Feuerbälle, Tore die euch weiter nach vorne bringen und mehr. Diese Fähigkeiten können auch zum Teil verstärkt werden indem ihr weitere einsammelt. Das Ganze ist sehr einfach gehalten, macht aber schon Spaß. Wie üblich in diesen Spielen sorgt das für das reinste Chaos und man kann sich nie sicher sein, den ersten Platz zu behalten bzw. zu bekommen.

Wer auf die Geschichte gar keine Lust hat, kann die Sequenzen überspringen. Verzichten sollte man auf den Modus jedoch nicht. Denn hier gibt es die einzige Möglichkeit neue Charaktere (es gibt insgesamt 23) und Fahrzeuge (jeder Fahrer kann drei verschiedene Boliden erhalten) freizuschalten. Ist die Handlung beendet, stellt man fest, dass noch nicht alle Fahrzeuge verfügbar sind. Das ist nicht weiter schlimm. Auch die restlichen könnt ihr einfach freispielen. Allerdings müsst ihr dafür die Story auf dem Schwierigkeitsgrad “Extra” erneut spielen. Nachteil, ihr müsst immer den ersten Platz erzielen. Da ihr die Story-Sequenzen überspringen könnt, ist es nicht weiter schlimm. Während allen Rennen können Kristalle gesammelt werden und wenn ihr genug gesammelt habt, bekommt ihr nach den Rennen Coupons, mit denen ihr die freigeschalteten Sachen im Shop kaufen könnt. Keine Angst, das ist in diesem Fall sehr human gemacht.

Dieser Modus ist der einzige, in welchem Charaktere und Fahrzeuge auf normale Art und Weise freischaltbar sind. Diese Form ist auch absolut in Ordnung und motiviert somit zum weiterspielen. Denn eins muss man schließlich sagen: Es macht mehr Spaß Charaktere und Fahrzeuge freizuschalten im Vergleich dazu, wenn einem alles direkt gegeben wird. Eine Sache die heute leider viele Spiele machen, besonders wenn wir auf Kampfspiele schauen, wo wir gleich den ganzen Rooster zur Verfügung haben. Denn grundsätzlich sind freischaltbare Sachen immer toll.

Die “Cups”, Strecken und Qualität von Chocobo GP

Ihr fragt euch, ob es wie in MK und Co. “Cups” gibt? Ja, die gibt es, sie nennen sich in Chocobo GP allerdings Rennserie. Hier erwarten euch bis zu 12 Serien mit jeweils 4 Rennen. Eine doch beachtliche Anzahl, mit der ich nicht gerechnet hatte. Auch diese schaltet man nach und nach frei. Eine Sache fällt spätestens hier auf: Die Anzahl der Strecken hält sich stark in Grenzen. Macht man sich während der Geschichte darüber noch nicht so viele Gedanken, sieht man nun, dass es nur 9 verschiedene Strecken in 21 Varianten sind. Selbst Mario Kart 8 auf der Wii U kam mit 32 Strecken daher. Das ist sehr schade, wenn man bedenkt, wie viele Möglichkeiten es für weitere Strecken es doch gibt. Es ist quasi so, dass es z.B. eine Strecke als kurze und lange Version gibt, eine andere als kurze, lange und Tempo Strecke, eine weitere hat wiederum eine Technik-Version dabei (mehr Hindernisse auf der Strecke) . Das macht zwar ein paar Runden Spaß, jedoch wiederholen sich die Strecken und Version dadurch viel zu oft.

Auch so sind die Strecken nicht gerade kreativ. Optisch wie auch in ihrer Variation. Es ist nicht so, dass sie alle hässlich und langweilig sind, doch hier wäre schon etwas mehr drin gewesen. Besonders, wenn man auf die starke Konkurrenz schaut. Die allg. Qualität lässt auch zu wünschen übrig. Sind die Versionen der Strecken noch verschmerzbar, merkt man einfach, dass hier die Erfahrung fehlte. Das komplette Spiel wirkt recht einfach und dünn gehalten, was besonders bei der Auflösung zu sehen ist. Ohne es genau zu wissen, würde ich am TV von einer Auflösung von 720p ausgehen, dafür läuft es aber immer flüssig.

Keine Angst, nach aktuellem Informationsstand sollen in Zukunft weitere Strecken folgen, das wie ist hier allerdings noch nicht zu 100% klar.

Weitere Modi

Sonst gibt es noch die typischen Modis wie Zeitrennen, angepasstes Rennen, Zweispieler und den bösen Online GP Modus. Also alles in allem das, was man erwartet. Beim online Modus handelt es sich zudem immer um ein Turnier. Ihr tretet gegen 64 Spieler an, aufgeteilt in Rennen mit je 8 Fahrern. Um weiter zu kommen müsst ihr jedoch mindesten Platz 4 erreichen. Ziel ist es ins Finale zu kommen, doch weiter als ins Halbfinale kam ich bisher nicht. Daher kann ich auch nichts zur Belohnung sagen, wenn das Turnier gewonnen wird.

Der Online GP Modus und das böse Saisonale Event des Grauens

Nun kommen wir zu dem, was uns alle betrifft, uns allen sauer aufstößt. Genau, nun sprechen wir mal über das, was ich bisher ausgelassen haben. Wie schön wäre es denn, neben Vivi, Steiner, Ifrit, Shiva, Titan auch noch mit Cloud, Squall und mehr FF Charakteren in ihren Boliden durch die Gegend zu sausen?! Ja, das ist tatsächlich möglich in Chocobo GP, jedenfalls auf den ersten Blick.

Sobald ihr das Spiel das erste mal startet, werdet ihr mit einer Anzeige begrüßt auf der euch gesagt wird, Kauft euch den Preispass oder direkt den Premiumpass! Bitte was? Kaufen? Pass? Was? Genau. SE ist der Meinung, das wir nach 50 Euro für einen Vollpreis Titel direkt wieder Geld in die Hand nehmen um einen Pass zu kaufen, der nach ZWEI Monaten wieder abläuft. Ist das schlimm? Schon. Aber alles der Reihe nach. Der Preispass kostet 800 Mithril. Diese bekommen wir sogar geschenkt. Der Premium Pass kostet da gleich 2400 Mithril. Dafür muss also im EShop erstmal für teures Geld nachgelegt werden. Was habe ich gemacht? Gelacht und den Preispass genommen.

So, was ist der Unterschied? Der Premium Pass ist leicht erklärt. Mit diesem schaltet ihr direkt Cloud frei. Denn das ist der Punkt. Ihr müsst um Cloud zu bekommen Level 60 erreichen (dazu gleich mehr).

Beim Preispass müsst ihr jedoch definitiv erst Level 60 erreichen um Cloud mit seinem Bike zu erhalten. Ich habe spaßhalber mal geschaut, ob ich im nachhinein den Pass gegen Echtgeld Upgraden kann. Das scheint nicht zu gehen.

So, wo ist jetzt das Problem? Um Level 60 zu erreichen, gibt es nur eine Möglichkeit, den Online-Modus suchten. Warum suchten? Nun, wir haben zwei Monate Zeit, was sich erstmal nach viel anhört. Doch das ganze artet in extremen Grind aus und das nicht zu knapp. Pro Level benötigt man 1600 EXP und die Menge an EXP hängt natürlich von eurer Platzierung ab. Etwas steigern kann man die EXP durch die Sticker, wenn andere Spieler die selben nutzen (doch scheinbar nicht immer), welche man auch durch den Pass bekommen kann bzw. könnt ihr auch Mithril aufladen und Sticker, oder gleich Level Erhöhungen kaufen. Denn wenn mehrere die selben Sticker benutzen, erhöht sich jeweils der Bonus. Das System sieht z.B. wie folgt aus:

FahrerpunkteGP PunkteTeampunkteErgebnis
280 (Platz 3)20120 (2 Sticker)420 EXP
160 (Platz 8)0– (2 Sticker)160 EXP
160 (Platz 6)0– (4 Sticker)160 EXP
340 (Platz 2)20140 (2 Sticker)500 EXP
1240 EXP

 

Das war das Ergebnis nach 4 Runden im Online Modus. Das man nicht immer gewinnt, oder gut abschneidet ist leider oft so. Jetzt rechnet das mal hoch wie oft man am besten gut abschneiden muss um ein Level Up zu erhalten, geschweige denn Level 60 zu erreichen! Nicht jeder kann 2 Stunden pro Tag den online Modus spielen bzw. vergeht einem auch schnell die Lust. Wenn man jetzt bedenkt, dass dieser Preispass in Zukunft nur gegen Echtgeld zu erhalten ist, ist das schon sehr bitter. Denn auch die folgenden Pässe werden wohl auf zwei Monate beschränkt sein.

Wer sich den Pass bis Level 200 anschaut, wird sehen, dass es bei Level 80 und Level 100 jeweils das nächste Fahrzeug für Cloud gibt. Das will man natürlich auch! Bis Level 200 kommen dann noch Farbversionen hinzu.

So und was ist jetzt mit Squall ? Ja, da sieht es auch nicht viel besser aus. Um ihn zu bekommen, benötigt man Gil, viel Gil. Um genau zu sein 3000 Gil. Zum Pass bekommt ihr jedoch einmalig 1000 Gil geschenkt. Doch auch Gil ist nur online zu bekommen. Durch den Level Aufstieg erhaltet ihr ab und zu ein paar Gil bzw. bekommt ihr auch Gil wenn ihr teilweise dubiose Ziele im Online-Modus erreicht. Bis 3000 Gil ging es zwar mit etwas Glück und hatte Squall somit als ich Level 14 wurde. Damit hört die Sache aber ja nicht auf. Will man seine anderen 2 Autos haben, muss man jeweils 9000 Gil, also 18000 Gil besitzen. Das führt also wieder zu Grind. Dazu stellt sich immer die Frage, ob man nun für 100 Gil irgendwelche Aufgaben im Rennen erfüllt, oder ob man nicht doch besser schaut, auf den ersten Platz zu kommen.

Das machte mir einfach keinen Spaß. Auch verstecken sich andere Gimmicks wie Farbversion hinter der Echtgeld Option. Es tut mir leid, dass ich es sagen muss, aber so geht man nicht mit Kunden um, die Vollpreis zahlen. Das Ganze Konzept erinnert mich an Smartphone Spiele, denen ich persönlich sowieso schon feindlich gegenüber stehe.

All das hat vor kurzem zu einem Shitstorm auf den Sozialen Medien geführt und Square Enix will Besserungen einführen, z.B. das man schneller im Level steigt. Doch selbst wenn es bald so sein sollte, das alles im Rahmen ist bleibt eine Sache bestehen. Wer nicht online spielen will, oder kann, geht leer aus. Diesen Spielern bleiben somit Cloud und Squall samt Fahrzeugen verwehrt. Warum man nicht einfach das erhalten von EXP und Gil in den Story-Modus und in die Serien eingebaut hat, wie die Coupons, ist klar. Man will die Leute erstens zur Kasse bitten und zweitens dazu bringen dauernd online zu spielen. Interessanterweise ist online auch immer was los. Was sollen Spieler auch anderes machen, wenn man die Charaktere haben möchte. Da in Zukunft weitere Seasons geplant sind, kommen also auch neue Charaktere hinzu.

Ich sage es wirklich ungern, doch hier wäre mir tatsächlich ein typischer Season Pass lieber gewesen durch den man alle paar Monate neue Charaktere, Fahrzeuge und Strecken erhalten würde.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann auch die kostenlose Lite-Version herunterladen, die nicht mehr als eine Demoversion ist. Laut Square Enix ist dies mit der Lite-Version möglich:

Chocobo GP Lite erscheint zur gleichen Zeit wie Chocobo GP und ist eine kostenlose Version von Chocobo GP, mit der ihr den Singleplayer- und den Multiplayer-Modus ausprobieren könnt.

In Chocobo GP Lite könnt ihr den Story-Modus-Prolog spielen und sowohl den lokalen als auch den Online-Multiplayer-Modus nutzen*, wobei euch eine begrenzte Anzahl an Charakteren zur Verfügung steht.

Außerdem könnt ihr in Chocobo GP Lite an lokalen Multiplayer-Rennen teilnehmen, die von einem Spieler gehostet werden, der die Vollversion von Chocobo GP besitzt.

Bis zu 64 Spieler – egal, ob sie Chocobo GP oder Chocobo GP Lite spielen – können in einem Online-Turnier im Bracket-Stil gegeneinander antreten.

Wer sich für die Vollversion von Chocobo GP entscheidet, kann seine Speicherdaten aus Chocobo GP Lite übertragen, einschließlich der bis dahin erworbenen Gegenstände sowie der im Spiel erhaltenen Währung.

* Der einzige in der Lite Version verfügbare Online-Versusmodus ist der Chocobo GP-Modus.

Zusammenfassung & Wertung auf Seite 2

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